Wecker, Kaffee, ab zur Arbeit: So starten wir deutschen Kaffeeliebhaber am häufigsten in den Tag. Ohne die morgendliche Dosis Koffein haben viele von uns das Gefühl gar nicht richtig zu funktionieren und stellen dabei den Spruch „Erst die Arbeit, dann das Vergnügen“ regelrecht auf den Kopf. Doch so unterschiedlich die Kulturen dieser Erde sind, so variieren auch die Gewohnheiten beim Kaffeetrinken. 

In diesem Beitrag gehen wir auf eine Rundreise durch Europa, die uns durch die Kaffeekultur unterschiedlicher Länder führt und entdecken dabei die aktuellsten Kaffeetrends. 

Trends kennenlernen und erforschen: Die Herkunft des Kaffees 

Wir beginnen unsere Reise in jenem Land, in dem Kaffee vermutlich seinen Ursprung hat, in Äthiopien – genauer in der Region „Kaffa.“ Bereits im neunten Jahrhundert soll hier Kaffee ursprünglich erwähnt worden sein. Das Getränk aus der gebrühten Bohne entstand jedoch erst im 15. Jahrhundert in Jemen, von wo aus sich der Trend Kaffee zu trinken verbreitete und den arabischen Ländern den Aufstieg zum Kaffee-Monopol bescherte. 

Seit wann gibt es Kaffee in Europa?

Den Weg nach Europa fand das damals neuartige Getränk, welches zuerst großen Zuspruch bei Adeligen fand, gegen Ende des 16. Jahrhunderts. Bald darauf folgten die ersten Kaffeehäuser in Venedig, Oxford, London und Marseille. 

In St. Germain eröffnete das erste Café im Jahre 1672. Das erste Wiener Kaffeehaus folgte 1685 und knapp drei Jahre später erbaute man auch in der Stadt der Liebe Paris das erste Kaffee-Etablissement. Nach und nach entwickelten sich in jedem Land individuelle Kaffeekulturen und -traditionen. Worin ihre Unterschiede liegen, sehen wir uns nun genauer an. Beginnen wir in jenem kulinarischen Zentrum, wo so vieles in Europa seinen Ursprung hat – in Italien. 

Dolce Vita und Kaffee: Wie man in Italien Kaffeegenuss zelebriert

Die Verkostung von Kaffee ist in Italien äußerst traditionsbewusst. Wenig experimentierfreudig, aber dafür umso puristischer genießt man hier den Kaffee, wobei seine Qualität einen besonderen Stellenwert hat. Daher wird hier der Geschmack auch selten durch Verdünnung oder Streckung des braunen Goldes „verfälscht“, sondern stark auf die Aromen der Bohne selbst gesetzt. 

Kein Wunder, dass hier Ristretto und Espresso ihre Heimat haben. Sie sind Kaffee in seiner pursten Form und Ergebnis von exakten Zubereitungsschritten, die ihnen jeweils einen eigenen Charakter verleihen. So betraten die Baristas mit ihrem perfektionierten Handwerk schon bald die „Bühnen der Welt“, um ihre Kaffeekunst der breiten Masse zu demonstrieren.

In Italien werden Espresso und Ristretto bevorzugt getrunken. 

Natürlich genießt man auch in Italien seinen Kaffee während langer geselliger Zusammenkünfte – wenn Du ihn aber traditionell italienisch erleben möchtest, dann bestellst Du Deinen Espresso „al Banco.“ So wird der Muntermacher quasi im Vorbeigehen direkt an der Theke, ohne sich zu setzen, genossen. 

Viva España: Wie Du Deinen Kaffee in Spanien trinkst

Weitaus weniger puristisch in Sachen Kaffee sind die Spanier. Hier gleicht die Kaffeelandschaft einer Cocktailbar, wobei tatsächlich diverse Liköre und Brände mit dem Koffeingetränk gemischt werden. Selbst am frühen Morgen kann ein alkoholhaltiger Mix serviert werden. Besonders der „Barraquito“ sticht aufgrund seiner bunten Auswahl an Zutaten auf der Getränkekarte heraus: Er besteht aus Espresso, Tía Maria (ein Likör auf Kaffee und Zuckerrohrbasis), Kondensmilch, aufgeschäumter Milch, Zimt und wird mit einem kleinen Stück Limette serviert.

In Spanien wird Kaffee mit verschiedenen Likören gemischt. 

Für uns in Deutschland kaum vorstellbar, dazu ein Stück Kuchen zu genießen – aber genau diese bunte Vielfalt an Zutaten spiegelt die beliebte Vielfältigkeit Spaniens wider. Dass man dort trotzdem auch gerne mal auf die klassische Variante zurückgreift, bestätigt zumindest der „Café Solo“ – das Pendant zum Espresso. Tatsächlich ist der Kaffee in Spanien sogar sehr stark, was an dem erhöhten Anteil Arabica Bohnen und dem häufig eingesetzten Röstverfahren „Torrefacto“ liegt. Dabei wird den Bohnen bei der Röstung etwas Zucker hinzugefügt, der sich wie eine Schutzhülle um die Kaffeebohnen legt und die Säure reduziert. So kann auch ein sehr starker Kaffee kräftig aromatisch schmecken, ohne wirklich bitter zu sein. Setzen wir unsere Reise in Richtung Norden fort. 

C’est la vie: Die Kaffeekultur in Frankreich

Bei ihrem „Café“ setzen die Franzosen, ähnlich wie die Italiener, mehr auf Qualität statt Quantität. Der Kaffee in Frankreich wird in kleinen Mengen und schwarz bevorzugt. Häufig als Krönung nach dem Essen, das in diesem Land bekanntlich zelebriert wird.

In Frankreich wird Kaffee oft nach dem Essen getrunken.

Die eigene Zubereitungsart mittels French Press ist weit verbreitet. Trotzdem setzt die Kapselkaffeemaschine ihren Siegeszug in den letzten Jahren nach und nach fort. Wer meint, in Deutschland seien Kapselkaffeemaschinen beliebt, der wird bei einem Blick in Frankreichs und Italiens Haushalte eines Besseren belehrt: Hier liebt man die Kapseln und die Vielfalt, die sie mit sich bringen nochmal um eine Spur mehr als in den Nachbarländern und anderswo auf der Welt. 

Traditioneller Kuchen und Kaffee in Deutschland und Österreich

In unseren Regionen frönt man derweil der „Kaffee-und-Kuchen-Kultur.“ Als immer willkommener Grund für einen geselligen Tratsch und gemütliches Beisammensein wird hierzulande der Kaffee oft in Kombination mit einem süßen Snack wie Kuchen oder Torte genossen. Anders als in Frankreich oder Italien wird die milde Lungo-Variante des Kaffees bei der Kuchenverkostung bevorzugt. 

Hierzulande wird Kaffee in größeren Mengen genossen, wobei die Qualität des immer noch weit verbreiteten Filterkaffees nicht immer mit den Getränken in Italien und Frankreich mithalten kann. Der qualitative Unterschied zu hochwertigen Kaffeebohnen fällt hierbei meist nicht auf, wenn das Koffeingetränk zu Nachspeisen und Süßem serviert und verzehrt wird.

Ein Stück Kuchen zum Kaffee gehört in Deutschland zur Tradition.

Mit dem Trend der weiter um sich greifenden Kapselmaschinen wächst auch das Bedürfnis zu qualitativ hochwertigem Kaffee. Immer mehr Menschen greifen zu verschiedenen Kaffeevariationen in Kapselform, um kleine Röstereien zu unterstützen und ihr heißgeliebtes Getränk bequem per Knopfdruck zuzubereiten. Dieses Umdenken ergibt definitiv eine Zeitersparnis im Vergleich zum herkömmlichen Brühen des Filterkaffees und ist eine Bereicherung für die deutsche und österreichische „Kuchen-und-Kaffee-Tradition.“

Neue Kaffeetrends gemeinsam genießen

Unsere Reise hat uns bisher quer durch Europa geführt und die unterschiedlichsten Vorlieben bei Geschmäckern und Zubereitungen näher gebracht. Neben den traditionellen Zubereitungen entwickeln sich in der ausgefallenen und schnelllebigen Barista-Szene immer mehr neue Rezepte und Trends – zum Beispiel der finnische „Mushroom-Kaffee.“ Bei diesem Rezept werden Reishi-Pilze in Pulverform im Kaffee verrührt und sollen das Immunsystem stärken und eine heilende Wirkung haben. 

Kaffee ist nicht nur ein Konsumprodukt, sondern ein Lebensstil, welcher auf verschiedene Weisen zelebriert wird. Obwohl sich die Geschmäcker bei der Kaffeeverkostung scheiden, führen sie auch zusammen und sorgen für reichlich Gesprächsstoff. Probiere also neue Kaffeetrends aus, entdecke neue Traditionen mit Familie und Freunden und schütze dabei die Umwelt mit dem bewussten Griff zu nachhaltig kompostierbaren Kaffeekapseln. 

Titelbild von Nathan Dumlao. Weitere Bilder von Ketut Subiyanto, Taylor Friehl, Oğuz Yağız Kara und Helena Lopes.