Kaffee im Winter: Wie sich unser Geschmack verändert

Kaffee im Winter: Wie sich unser Geschmack verändert

Manchmal scheint es, als würden unsere Sinne verrückt spielen. „Bilde ich mir das nur ein, oder hat der Wein in unserem Italien-Urlaub damals besser geschmeckt als jetzt zu Hause?“ Solche Fragen kommen nicht von ungefähr und vielleicht ist es auch Dir schon aufgefallen, dass Speisen und Getränke nicht zu jeder Jahreszeit und nicht an jedem Ort so schmecken, wie wir es erwarten. 

Was steckt dahinter? Wieso kann sich der Geschmack einer Tasse Kaffee mit der Jahreszeit ändern und wieso schmeckt uns manchmal einiges einfach zu sehr nach „Weihnachten“ oder „Frühling“? In diesem Beitrag widmen wir uns dem Phänomen der Geschmacksänderung zur Winterzeit und welche Faktoren sie beeinflussen. 

Der Geschmack und die Jahreszeiten

Häufig schmecken wir etwas und können es einer bestimmten Jahreszeit zuordnen, ohne genau zu wissen, wieso. Zufall kann das nicht sein, was also ist es, das uns sagt, dass es für Fruchtjoghurt im Sommer an der Zeit ist? Was lässt Spargelsalat im Frühling schmecken und Punsch und bestimmte Kaffeevarianten im Winter? 

Zum Teil – und das mag durchaus schlüssig klingen – ist es unsere erlernte Gewohnheit. Saisonale Produkte inspirieren uns, Neues und Gewohntes zu bestimmten Jahreszeiten zu konsumieren. 

Aber es ist nicht nur das. Der Geschmack selbst scheint sich ebenfalls mit den Jahreszeiten zu verändern. Wie genau funktioniert das? Wieso finden wir Geschmacksrichtungen und Aromen von Lebkuchen, Zimt und Marzipan so passend, wenn es draußen kalt ist? 

Neben Gewohnheit und Tradition findet sich eine plausible Antwort auch in den physikalischen Gegebenheiten einer Jahreszeit – ganz besonders im Winter. Zwei besonders auffällige Veränderungen sind die wenigen Sonnenstunden sowie die sinkenden Temperaturen. Du fragst Dich, was das mit dem Geschmack Deines Kaffees zu tun hat? 

Warum wir Kaffee umso mehr lieben, wenn keine Sonne am Himmel scheint

Auch wenn der Winter durchaus etwas Romantisches an sich haben kann, so ist er mit durchschnittlich 45 Sonnenstunden pro Monat doch eine sehr düstere Jahreszeit. Im Vergleich haben wir in einem üblichen Sommermonat in Deutschland etwa 200 davon. Direkte Sonneneinstrahlung bewirkt, dass die Ausschüttung des Hormons Melatonin unterdrückt wird. Dieses macht uns schläfrig und nimmt uns damit den Elan, den wir im Frühling häufiger verspüren. 

Diesen Mangel kompensieren wir gerne, indem wir jenen Teil des Gehirns ansprechen, der unter anderem für das Belohnungsempfinden verantwortlich ist, das Lymbische System. Genussmittel wie Süßigkeiten oder eben unser heiß geliebter Kaffee sind für uns daher im Winter eine wahre Wohltat, die uns Geschmäcker und Aromen anders wahrnehmen lassen. 

Sinkende Temperaturen als Appetittreiber

Ein weiterer Grund, der uns abhängig von der Jahreszeit unterschiedliche Aromen und Zutaten bevorzugen lässt, ist die Kälte. Der menschliche Körper hat es im Winter nicht so leicht, seine Temperatur aufrechtzuerhalten und benötigt dafür mehr Energie. Das signalisiert uns unser Gehirn sofort und lässt uns die magische Anziehungskraft von energiereichen, zucker- und fetthaltigen Leckereien verspüren. Deftige Gerichte, Kekse und Punsch landen plötzlich ganz oben auf der Speisekarte. 

Umgekehrt bevorzugen wir im Sommer leichte Kost, wenn unser Körper nicht so viel Energie benötigt, um auf Betriebstemperatur zu bleiben. Salate, Obst und auch der Espresso selbst sind dem Körper dann lieber als ein vergleichsweise deftiger Latte Macchiato.

Auch der Geschmack von Kaffee kann sich ändern

Speziell bei Genussmitteln fällt uns die Veränderung des Geschmacks stärker auf – das kannst Du bei Wein genauso feststellen wie bei Kaffee. Nicht nur die von der Jahreszeit abhängigen Anforderungen, die unser Körper stellt, ändern die Wahrnehmung des Geschmacks. Luftdruck, Temperatur und Luftfeuchtigkeit können unsere Geschmacksknospen zusätzlich sensibilisieren. Die Geschmacksrichtungen Bitter, Salzig, Sauer, Süß und Umami – können so in der Intensität variieren. 

Bei warmen Temperaturen werden verstärkt die Bitter­stoffe aus dem Kaffee aufgenommen und lassen den Kaffee dann stark und bitter schmecken. Ist es draußen wiederum kalt, werden wichtige Aroma­stoffe nicht ausreichend aus dem Kaffee extrahiert – der Kaffee schmeckt dann schnell „lasch“ oder sogar sauer. 

Du solltest daher im Sommer schonend langzeitgerösteten Kaffee mit wenig bitteren Geschmackskomponenten verwenden und im Winter aromareiche Sorten. Je  nach Temperaturlage kannst Du Deine Sorten variieren und ausprobieren was Dir schmeckt.

Geschmacksveränderung in der Kälte – CoffeeUp!Wenn es draußen kalt wird, schmeckt uns unser Kaffee anders.

Kaffee kann allerdings noch mehr als uns in der richtigen Variation durch die Jahreszeiten zu begleiten und sich an unsere Bedürfnisse anzupassen. Er steht für Entspannung, Genuss und gute Gesellschaft, die zu unserem Wohlbefinden beitragen. Wenn wir entspannt sind, nehmen wir Geschmäcker intensiver und bewusster wahr. Begeistere Deine Gäste und Liebsten also zum Beispiel mit einem kreativen Rezept, das den Winter mit einer eleganten Kaffeenote unterschreicht.

Drei kreative Kaffee Rezepte für den Winter

Jetzt, da wir unseren Denkprozess durchschaut haben, können wir es nach Lust und Laune verwöhnen. Der Winter ist die perfekte Jahreszeit, um neue Kaffeevariationen auszuprobieren und mit winterlichen Kaffee-Rezepten zu experimentieren. Ob süß, würzig oder alkoholhaltig – für Dich und Deine liebsten hältst Du mit diesen Kaffeeideen immer eine Überraschung parat.

1) Der Lebkuchen-Winterzauber

Eine Tasse davon fühlt sich an wie ein Weihnachtsabend vor dem Kamin mit Deinen Lieblingsmenschen. Was Du dafür benötigst sind:

  • 25 ml Lebkuchensirup
  • 1 Tasse Kaffee (wir empfehlen eine intensivere Espresso-Kapsel)
  • Etwa 200 ml Trinkschokolade
  • Schlagsahne
  • 2-3 TL Schokosplitter

Für die Zubereitung solltest Du Dir einen Becher oder eine Tasse mit zumindest 500 ml Fassungsvermögen bereithalten. In diese füllst Du den Lebkuchensirup und gießt diesen mit der Trinkschokolade und dem Espresso auf. Abschließend erhält die Tasse noch ein Sahnehäubchen, dass Du nach Belieben mit den Schokosplittern bestreust. 

2) Pharisäer Kaffee

Hier steckt mehr unter der Haube, als mancher auf den ersten Blick vermuten würde. Dieser Klassiker überrascht Deine Gäste mit einem ordentlichen Schuss Rum, versteckt unter einem Sahne-Topping. Du benötigst dafür:

  • Schlagsahne
  • Braunen Rum (Menge je nach Geschmack und Laune)
  • 3 TL Zucker 
  • Etwa 250 ml Kaffee (wir empfehlen eine intensivere Espresso-Kapsel)

Für die Zubereitung erwärmst Du den Rum leicht (nicht zu sehr, da sonst der Alkohol verdunstet). Danach bereitest Du die Tasse Kaffee zu, in die Du den Zucker einrührst und anschließend den Rum hinzufügst. Obendrauf die Sahne und einem vergnüglichen Abend steht nichts mehr im Wege. 

3) Winterkaffee

Eine wahre Geschmacksexplosion, die selbst bei Eiseskälte ein wärmendes Feuer in Dir entfacht, ist der Winterkaffee. Was Du dafür benötigst:

Für die Zubereitung beginnst Du mit Milch und Ahornsirup. Lasse beide gemeinsam mit einer Prise Zimt aufkochen und rühre anschließend das Kakaopulver ein. Zeitgleich gibst Du Deiner Kapselkaffeemaschine den Startschuss für einen Lungo (etwa 80 ml). Gieße den Mix in eine große Tasse und fülle anschließend den fertigen Kaffee dazu. Vervollständige den Winterkaffee mit einer Sahnehaube, die Du mit etwas Zimt bestäubst und fertig ist der Genuss.

Schmecke den Winter und entdecke neue Seiten des Kaffees

Sowie der Espresso für eine kurze Auszeit steht, gibt es für jeden Anlass und jede Jahreszeit die geeignete Tasse Kaffee, mit der Du Dich belohnen kannst. Abhängig von äußeren Einflüssen wird Dir Dein Körper signalisieren, auf welche Kaffeevariation er gerade am meisten Lust hat. So führt er Dich sanft zur richtigen Tasse Kaffee, um Dich zu entspannen, zu wärmen, aufzumuntern oder geladene Gäste in einer geselligen Runde zu verwöhnen. 

Experimentiere mit unseren Rezepten oder kreiere Dein eigenes Wintergetränk, indem Du Deinen Kaffee mit jahreszeit-typischen Aromen kombinierst. So machst Du jede Kaffeezeit zu Deiner Wohlfühlzeit. 

Titelbild von Tamar Waskey. Weitere Bilder von Luke Porter.

Über die Redaktion
Markus Szymanski ist Content-Experte und überzeugter Kaffeeliebhaber. Ob im Flugzeug nach Lissabon oder in geselliger Runde mit Freunden – eine Tasse Kaffee krönt seine schönsten Momente. Mit der richtigen Kaffeesorte ausgerüstet, startet er genussvoll in den Tag und die Beiträge werden umso schmackhafter.

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